Alte Tomatensorten: Warum sie es schwer haben im Sortenregister

Das Saatgutverkehrsgesetzt schreibt vor, dass nur Saatgut von Tomatensorten in den Handel gebracht werden darf, die im Sortenregister registriert sind. Viele alte Sorten sind heute nicht mehr im Sortenregister und dürfen darum nicht mehr gehandelt werden. Doch es gibt Vereine und Privatpersonen, die eine große Sortenvielfalt erhalten wollen und die nicht registrierten Sorten in ihren Gärten anbauen, um sie vor dem Aussterben zu retten.

Mit der Weitergabe der Samen dieser alten Tomatensorten verstoßen sie wissentlich gegen das Saatgutverkehrsgesetz. Damit ist jetzt aber Schluss: Eine neue Regelung macht es möglich, alte Sorten in einem vereinfachten Verfahren als „Amateursorten“ registrieren zu lassen und legal zu verkaufen. Aber auch das ist für viele Hobbygärtnern noch zu aufwendig. Darum gibt es immer wieder Diskussionen über dieses „verbotene Gemüse“.

Traditioneller Landbau: Sorten in ständiger Veränderung

Gärtner und Bauern haben von jeher während der Kultur von Obst und Gemüse durch Selektion die Entwicklung von Kulturpflanzen gesteuert. Sie säten und pflanzten Saatgut und Jungpflanzen aus eigenen Beständen an. Von besonders ertragreichen und widerstandsfähigen Formen stand dabei immer mehr Material zur Verfügung, sodass diese in größerer Menge nachgebaut und weiter vermehrt werden konnten.

Neue Sorten mit steigender Qualität dank regionaler Bodenbeschaffenheiten

Abhängig von den Umweltbedingungen und Bodengegebenheiten entwickelten sich dabei Typen, die sich zwischen den verschiedenen Regionen unterschieden. Solche Regionalsorten wurden über Generationen immer weiterentwickelt und veränderten sich ständig, weil sie von jedem Gärtner oder Landwirt nach seinen Bedürfnissen selektiert wurden. Auf nassen, schwereren Böden setzten sich andere Typen durch als auf sandigen Böden, die im Sommer schnell austrocknen. Dadurch veränderten sich die Sorten und wurden mit der Zeit besser.

Blick zurück: Erst wenig Überschüsse, dann kaum mehr eigener Gemüseanbau

Im 13. Jahrhundert konnten Bauern aus 1 kg ausgesätem Getreide etwa 4 kg neues Getreide ernten. Den größten Teil davon mussten sie an ihren Lehnsherren abgeben. Für die nächste Aussaat und den eigenen Bedarf blieb nicht viel übrig. Gemüse wurde im eigenen Garten zur Selbstversorgung angebaut. Überschüsse wurden auf dem Markt verkauft. Aber auch hier waren die Erträge gering und die Ernährung der Familien war nicht immer gesichert.

Durch die Weiterentwicklungen in der Landwirtschaft stiegen mit der Zeit die Erträge. Im 19. Jahrhundert, nachdem die Düngung mit Mist, Kalk, Horn- und Knochenmehl eingeführt worden war, betrug das Verhältnis zwischen Saatgutbedarf und Ernte beim Getreide etwa 1:10. Nun wurde es möglich, über den eigenen Bedarf hinaus zu produzieren und größere Mengen zu verkaufen. Auch wurde es einfacher, Mehl, Gemüse, Eier und Milch auf den Märkten zu handeln, sodass sich die Menschen nicht mehr zwingend selbst mit Hausgärten versorgen mussten. Immer weniger Leute bauten selbst Gemüse an und nur ein kleiner Teil davon gewann sein Saatgut noch selbst.

Saatguthandel im 18./19. Jahrhundert und Gründung der Samenhandlung Bruno Nebelung 1925

Einige Gärtner spezialisierten sich nun auf die Vermehrung von Pflanzen und auf die Gewinnung von Saatgut. 1788 begründete Samuel Lorenz Ziemann in Quedlinburg einen Samenhandel und legte damit den Grundstein für eine bis heute andauernde Saatguttradition in dieser Region. Im 19. Jahrhundert wurde der Betrieb von Gustav Andrees Sperling unter eigenem Namen fortgeführt. Bereits 1890 zählte das Sortiment von Sperlings Samenhandel 40 Küchenkräuter, 1.200 Gemüse- und 2.480 Blumensorten. Diese Vielfalt zeigt, wie groß die Nachfrage nach Saatgut bereits damals war.

Nach dem ersten Weltkrieg war das Angebot an Lebensmitteln plötzlich wieder begrenzt. Die Menschen waren wieder darauf angewiesen, selbst Gemüse anzubauen. Aber es stand kaum Saatgut zur Verfügung, weil während der Kriegsjahre nicht genug Samen gewonnen worden waren. 1925 gründeten Bruno Nebelung und Franz Volmary deshalb in Münster die Samenhandlung Bruno Nebelung. Sie machten es sich zur Aufgabe, Samenfachhändler und Erwerbsgärtner mit sortenreinem und hoch keimfähigem Qualitätssaatgut zu versorgen.

Das Saatgutverkehrsgesetz und die Saatgutverordnung zur Qualitätssicherung

Die Saatgutqualität spielte im Samenhandel schon immer eine große Rolle. Die erste Saatgutprüfstelle in Deutschland wurde bereits 1869 gegründet. Aber erst 1953 wurde ein Gesetz über Sortenschutz und Saatgut erlassen. 1968 wurden daraus zwei getrennte Gesetze: das Sortenschutzgesetz und das Saatgutverkehrsgesetz.

In ihrer heutigen Form existieren das gültige Saatgutverkehrsgesetz und die ergänzende Saatgutverordnung seit 1985/86. Durch diese Gesetze wird vorgeschrieben, dass jeder, der Saatgut in Verkehr bringen möchte, dieses zuvor im Sortenregister anerkennen lassen muss. Außerdem muss das Saatgut eine vorgeschriebene Mindestkeimfähigkeit haben und frei sein von Krankheitserregern. So soll der Saatgutkäufer vor schlechter Qualität geschützt werden.

Sortenregister stellt sicher, dass das Saatgut die definierten Eigenschaften tatsächlich hat

Im Sortenregister sind alle registrierten Sorten aufgeführt. Deren Eigenschaften sind im Registrierungsverfahren genau erfasst und dokumentiert worden. Sie werden regelmäßig überprüft und dürfen von ihren definierten Eigenschaften nicht abweichen. Das stellt sicher, dass ein Kunde, der Saatgut einer bestimmten Sorte kauft, auch Pflanzen daraus ziehen kann, die die gewünschten Eigenschaften haben.

Beispiel

Bei Tomatensorten ist zum Beispiel bekannt, wie schwer die Früchte im Durchschnitt sind, wie stark die Frucht gerippt ist, ob sie einen Grünkragen ausbilden kann und welche Resistenzen sie besitzt. Entspricht eine Saatgutpartie in ihren Eigenschaften nicht den Eigenschaften der Sorte, darf sie nicht unter dem Sortenamen in den Handel gebracht werden. Das schützt den Kunden vor Betrug und stellt sicher, dass er die gewünschten Tomaten für die geplante Verwendung erntet.

Es gibt in den verschiedenen Staaten nationale Sortenregister, in denen die Züchter ihre Sorten anmelden können. Zusätzlich gibt es seit 1972 ein EU-Sortenregister. Hier findet man Sorten, die über Landesgrenzen hinaus wirtschaftliche Bedeutung haben. Aktuell sind darin 3.850 verschiedene Tomatensorten registriert, die als Saatgut vertrieben werden dürfen. Zusätzlich dürfen auch Sorten in Deutschland gehandelt werden, die in Deutschland und in den Nachbarländern auf den nationalen Sortenlisten stehen. Nur einen geringen Teil davon machen „alte Sorten“ aus.

Alte Sorten haben es im Sortenregister schwer

Regionalsorten und alte Landrassen erfüllen die Anforderungen des Saatgutverkehrsgesetzes nicht. Sie sind von ihrer gesamten Entwicklungsgeschichte her darauf ausgerichtet, sich zu verändern und weiterzuentwickeln. Das heißt aber auch, dass ein Gärtner nicht erwarten kann, in jedem Jahr Früchte mit der gleichen Größe, der gleichen Farbe und dem gleichen Geschmack zu ernten.

Aber auch Sorten, die die Anforderungen erfüllen, sind irgendwann nicht mehr im Sortenregister zu finden, weil die Sortenanmeldung immer nur für eine begrenzte Zeit gilt. Ist die Zulassung abgelaufen, muss eine neue Zulassung beantragt werden. Der Sorteninhaber kann die Sorte dann selbst wieder anmelden oder für die Vermehrung durch andere Saatgutproduzenten freigeben. Diese müssen die Sorte dann aber selbst registrieren lassen, bevor sie in Verkehr gebracht werden darf. Für Unternehmen ist dieses Verfahren sehr teuer und lohnt sich nicht, wenn die Sorte inzwischen durch verbesserte Züchtungen mit besserer Haltbarkeit, mehr Resistenzen und größerem Ertrag ersetzt werden kann. Alte Tomatensorten spielen im Erwerbsanbau deshalb keine Rolle, weil sie sich wegen einer zu dünnen Haut und weichem Fleisch schlecht lagern und transportieren lassen oder in Form, Farbe und Größe zu unregelmäßig für den Handel sind.

Hobbyanbau als Nische für alte „Amateursorten“

Der größte Teil des Tomatensaatguts wird für die Produktion von Tomaten, Tomatenmark und Ketchup verwendet. Der Bedarf für den Hobbyanbau ist dagegen verschwindend gering. Der Erhalt einer Liebhabersorte ist damit für einen Saatgutzüchter nicht rentabel.

In den letzten Jahren wurden die Bestimmungen für die Wiederzulassung und Registrierung von alten Sorten für den Hobbyanbau aber vereinfacht. Als sogenannte „Amateursorten“ können für einen geringen Betrag von 170 € alte Sorten von Vereinen und Privatleuten wieder registriert werden. Das ist zum Beispiel bei der Tomate ‚Berner Rose‘ der Fall. Von solchen Sorten steht in der Regel jedes Jahr nur wenig Saatgut zur Verfügung, das nur über die Vereine zu bekommen ist. Andere alte Sorten wie die ‚Ananastomate‘, ‚Noire de Crimée‘, ‚Brandywine‘, ‚Teton de Venus’/’Venusbrust‘ oder ‚Black Cherry‘ sind von Züchtern registriert und werden für den regulären Saatgutverkauf vermehrt.

Was sind „alte Sorten“?

Als die Tomate im 15. Jahrhundert aus Mittelamerika zu uns kam, war sie bereits seit 500 oder möglicherweise sogar schon seit 1.000 Jahren in Kultur. Einige der Kulturformen, die nach Europa gelangten, bildeten das Ausgangsmaterial für die über Jahrhunderte bei uns vermehrten Tomaten. Zunächst wurden sie als Zierpflanzen kultiviert. Erst später kam eine Nutzung als Gemüse und damit eine Selektion bezüglich Ertrag und Geschmack dazu.

Von Lokalrassen bis hin zu überregionalen, kommerziell gehandelten Sorten

Es entwickelten sich im Laufe der Zeit sehr viele Lokalrassen mit kleinem Verbreitungsgebiet. Sie waren nicht überregional bekannt und veränderten sich im Laufe der Zeit. Namen wurden beliebig vergeben. Aufzeichnungen über ihre Wuchseigenschaften und ihren Geschmack gibt es nicht. Lediglich einige Zeichnungen in alten Gemüse- und Kräuterbüchern sind überliefert.

Erst seit Tomaten kommerziell vermehrt und überregional gehandelt werden, gibt es Aufzeichnungen mit Namen und Beschreibungen von Tomatensorten. Von nun an war es wichtig, dass sich die Sorten nicht mehr verändern. Sie sollten in ihren Eigenschaften von Jahr zu Jahr reproduzierbar sein. Sorten im heutigen Sinne gab es also vorher nicht.

Beispiele für alte Tomatensorten

Eine der ältesten heute bekannten Tomatensorten ist die Cocktailtomate ‚Yellow Pearshaped‘, auch ‚Gelbes Birnchen‘ genannt, die bereits um 1800 in den USA auf den Markt kam. Die kleinen Früchte sind 12 bis 15 g schwer, birnenförmig und gelb. Die Pflanzen können über 2,5 m hoch werden. Man kann sie im Kübel auf Balkon oder Terrasse anbauen. Im Geschmack sind sie nicht mit modernen Sorten vergleichbar. Die Früchte haben nur wenig Aroma, kaum Süße und sind etwas mehlig. Die Pflanzen haben keine Resistenzen, während die Früchte zum Platzen neigen.

Die ‚Goldene Königin‘ ist eine gelbe Rundtomate aus Deutschland, die seit 1871 angebaut wird. Sie bildet leuchtend gelbe Früchte mit mildfruchtigem Geschmack. Die Sorte gilt als robust und wird vor allem im Freiland angebaut. Die Früchte können deformiert sein und Nasen bilden. Liebhaber stört das nicht. Für den Handel ist die Sorte dadurch aber uninteressant. Resistenzen gegen Tomatenkrankheiten hat die Sorte nicht.

Tomate 'Yellow Pearshaped'

Tomate ‚Yellow Pearshaped‘

Tomate 'Goldene Königin'

Tomate ‚Goldene Königin‘

Die französische Fleischtomate ‚Saint Pierre‘ gibt es seit etwa 1880. Die hochwachsenden Pflanzen mit dem kräftigen Laub tragen 150 bis 300 g schwere rote Früchte mit festem Fleisch. Die Haut ist dünn und lässt sich gut abziehen. Sie ist aber auch empfindlich und macht eine Lagerung oder den Transport nahezu unmöglich.

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist auch ‚Marmande‘ bekannt, ebenfalls eine Fleischtomate aus Frankreich. Die würzigen roten Früchte sind flachrund und gerippt. Sie sind in der Ernte (sehr früh bis mittelspät) und in der Größe sehr unterschiedlich (200 bis 500 g).

Auch die Salattomate ‚Moneymaker‘ ist schon über 100 Jahre alt. Diese ertragreiche Sorte wurde zum ersten Mal 1913 in England angeboten. Sie ist eine typische Sorte für den kommerziellen Tomatenanbau. Zu den Traditionssorten gehört auch die Buschtomate ‚Hoffmanns Rentita‘ (1954). Nur ein Jahr später kam ‚Hellfrucht‘ auf den Markt. Diese Sorten und ihre Nachfahren bilden kein Chlorophyll in den Früchten und bekommen darum keinen Grünkragen.

Tomate 'Moneymaker'

Tomate ‚Moneymaker‘

Tomate 'Hoffmanns Rentita' im Balkonkasten

Tomate ‚Hoffmanns Rentita‘ im Balkonkasten

Auch F1-Hybriden sind nicht neu. Die erste wurde bereits 1946 vorgestellt und hieß ‚Single Cross‘. 1959 kam mit ‚Harzfeuer‘ die erste deutsche F1-Hybride auf den Markt. Aber auch ‚Green Zebra‘, eine Züchtung aus dem Jahr 1985, gilt schon als alte Sorte. Als neue Sorten werden lediglich Züchtungen der letzten 30 Jahre betrachtet.

Alle diese alten Sorten sind aktuell im Sortenregister eingetragen und stehen im Handel als Saatgut zur Verfügung.

Nachteile der alten Sorten: Nicht für unser Klima geeignet und keine genetischen Resistenzen

Tomate 'Harzfeuer' mit Phytophthora-Befall

Tomate ‚Harzfeuer‘ mit Phytophthora-Befall

Die heute bekannten, alten Sorten sind alle in ihrer Abstammung auf die ursprünglichen Tomatensorten zurückzuführen, die bis ins 19. Jahrhundert aus Mittelamerika zu uns kamen. Geplante Kreuzungen mit dem Ziel, bestimmte Züchtungsergebnisse zu erreichen, gab es nicht. Es wurde lediglich vermehrt, was durch Zufall beim Anbau im Garten überlebte.

Viele heute begehrte Tomatensorten wie das ‚Andenhorn‘ sind aber nicht bei uns selektiert, sondern stammen aus anderen Regionen der Welt und sind nicht an unser Klima angepasst. Das ‚Andenhorn‘ reift bei uns sehr spät und trägt auch unter optimalen Bedingungen selten mehr als 4 Früchte pro Pflanze. Dazu kommt noch eine sehr große Anfälligkeit für die Blütenendfäule, bei der die Spitze der Früchte schwarz wird und eintrocknet.

Fazit: Alte Sorten aus Südamerika mögen ursprünglich sein, sind aber für den Anbau in unserem Klima nicht geeignet. Solche Sondersorten sind für Sammler und Liebhaber interessant, spielten bei uns im traditionellen Gemüseanbau aber nie eine Rolle. Außerdem haben unsere alten Tomatensorten keine genetischen Resistenzen gegen Pflanzenkrankheiten. Hier konnten aber dank chemischer Pflanzenschutzmittel die Erträge im Anbau trotzdem über Jahrzehnte gesichert werden.

Neue Sorten: Mehr Aroma und mehr Resistenzen

Seit den 1980ern gibt es ein Umdenken und eine Entwicklung hin zum integrierten und ökologischen Landbau. Gleichzeitig wuchs der Unmut der Verbraucher über den faden, wässrigen Geschmack von Supermarkttomaten. Seit Mitte der 1980er werden darum neue Sorten gezüchtet, die Resistenzen gegen verschiedene Krankheiten und einen guten Geschmack haben. Dazu werden seitdem Wildtomaten eingekreuzt, um die Vielfalt im Genpool der Tomatenzuchtformen zu erhöhen.

Die neuen Sorten verfügen über Resistenzen gegen Krankheiten oder Hitze und vertragen salzige Böden besser, was für den Anbau in sehr trockenen Regionen der Erde wichtig ist. Außerdem hat die Einkreuzung der Wildtomaten auch interessante Aromastoffe mit sich gebracht, die den Geschmack der Tomaten sehr verbessert hat.

Beispiele für neue Tomatensorten und ihre Beliebtheit im Hobbyanbau

Auf diese Weise wurden unter anderem ‚Philona‘, ‚Philovita‘, ‚Dolcevita‘, ‚Picolino‘ und ‚Phantasia‘ gezüchtet. Diese Sorten schneiden bei Geschmackstests immer gut ab und sind zusätzlich gegen viele Krankheiten widerstandsfähig. Darüber hinaus erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Die rote Salattomate ‚Phantasia‘ aus dem Jahr 2006 ist heute eine der gefragtesten Sorten im Hobbyanbau. Das Portionssaatgut von Kiepenkerl für diese rote Salattomate wird zwanzigmal häufiger gekauft als die preislich günstigere alte Salattomate ‚Goldene Königin‘ von 1870, die ebenfalls von Kiepenkerl erhältlich ist.

Im Laufe der Zeit haben sich auch die Ansprüche der Hobbygärtner sehr verändert. In den letzten Jahrzehnten hat das Interesse an Selbstversorgergärten erst abgenommen und steigt nun wieder an. Viele Menschen haben aber heute nur noch kleine Gärten oder Terrassen und Balkone, auf denen sie Blumen und Gemüse in Gefäßen heranziehen. Darum sind vermehrt kleinbleibende Tomatensorten gefragt. Einige neue Tomatensorten wie ‚Vilma‘ oder ‚Heartbreaker’s Vita‘ werden diesen Anforderungen gerecht und wachsen im Balkonkasten. Auch Ampeltomaten wie ‚Lizzano‘ oder ‚Romello‘ sind sehr gefragt.

Tomate 'Romello'

Tomate ‚Romello‘

Tomate 'Romello' in einer Blumenampel

Tomate ‚Romello‘ in einer Blumenampel

Kleine, schmackhafte Cherrytomaten zum Naschen haben heute die größte Bedeutung im Hobbyanbau. Flaschentomaten für die Herstellung von Saft, Tomatenmark und Ketchup oder zum Trocknen sind dagegen heute weniger beliebt. Auch die großfrüchtigen Fleischtomaten finden immer weniger Liebhaber.

Nur das Beste kommt in die Saatguttüte

Es gehört heute zu den Aufgaben des Saatguthandels, aus der Vielfalt der neuen und alten Sorten die geeigneten Tomaten für den Hobbygärtner zu finden und verfügbar zu machen. Bis eine Tomate als Markensaatgut in die Portionstüte von Kiepenkerl oder Sperli kommt, wird sie über mehrere Jahre unter typischen Hausgartenbedingungen getestet. Das gilt für alte Sorten genauso wie für neue Züchtungen.

Auch ohne grünen Daumen muss der Ertrag sicher sein

Der Anbau muss auch für einen Gartenneuling ohne grünen Daumen und ohne den Einsatz von Pflanzenschutz- oder Pflanzenstärkungsmitteln möglich sein. Zugleich müssen die Sorten unter ungünstigen Bedingungen einen lohnenden Ertrag bringen und gut schmecken.

Besonders wertvoll sind die Sorten mit hoher Widerstandskraft gegen Kraut- und Braunfäule. Nicht resistente Sorten sterben in feuchtwarmen Jahren zum Teil schon lange vor der Ernte der ersten reifen Früchte ab. Zu den neuen Sorten, die gegen Kraut- und Braunfäule resistent sind, zählen die Fleischtomate ‚Pyros‘, die Ampeltomate ‚Romello‘ oder die samenfeste Cherry-Tomate ‚Primavera‘.

Rispentomaten sind besonders pflegeleicht

Ebenfalls wichtig ist, dass die Früchte nicht platzen, keinen Grün- oder Gelbkragen bekommen und nicht zu Blütenendfäule neigen. Besonders pflegeleicht sind Rispentomaten, weil sich bei ihnen die reifen Früchte nicht von den Rispen lösen und darum nicht herunterfallen, wenn man sie nicht sofort erntet. Das ist ideal für alle, die nicht jeden Tag in den Garten gehen können.

Gleichzeitig werden aber auch weiterhin alte Sorten wie die kartoffelblättrige ‚Matina‘, die ‚Goldene Königin‘ oder ‚Harzfeuer‘ angeboten, die seit Generationen ihre Liebhaber haben.